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Wenn schon der Jan mit seinen Totmachern ankommt, dann kann ich mir das auch nicht verkneifen:
Am 2. M�rz gibts "Neon Bible", den Nachfolger des fulminanten Deb�ts "Funeral".
Tracklist:
1. Black Mirror
2. Keep The Car Running
3. Neon Bible
4. Intervention
5. Black Wave
6. Ocean of Noise
7. The Well and the Lighthouse
8. (Antichrist Television Blues)
9. Windowsill
10. No Cars Go
11. My Body Is A Cage
Und:
Tourdaten
27.03. Berlin - Postbahnhof
28.03. M�nchen - Elserhalle
01.04. K�ln - Live Music Hall
Yeah! K�lle, ich bin dabei!
Beitrag geändert von TwistedKite (17.01.2024 14:00)
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setlist, berlin columbiahalle, 08.11.07
Black Mirror
Keep The Car Running
Neighbourhood #2 (Laika)
No Cars Co
Haiti
Black Wave/ Bad Vibrations
In The Backseat
Neon Bible
Age of Consent
(Antichrist Television Blues)
The Well And The Lighthouse
Neighbourhood #1 (Tunnels)
Intervention
Neighbourhood #3 (Power Out)
Rebellion (Lies)
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Surf City Eastern Bloc
Wake Up
Beitrag geändert von Lotus (15.11.2023 16:30)
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http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/a … 2d1c3a3506
Prediger der Ekstase
Glaube, Liebe, Hoffnung und Gitarren: Arcade Fire erwiesen sich bei ihrem Auftritt in Berlin endg�ltig als die Wanderprediger der Rockgemeinde. Die dankt es den Kanadiern mit kollektiver Euphorie
VON ADRIAN RENNER
Allein die B�hne kurz vor dem Auftritt ist ein einziges Versprechen: Sieben Mikrofonst�nder stehen nebeneinander aufgereiht, zwei Megafone, ein knappes Dutzend Gitarren, Mandolinen und Banjos, ein Kontrabass, Geigen, Trompeten, H�rner, Klavier, Glockenspiel, Akkordeon, Leierkasten, und �ber allem thront eine riesige Kirchenorgel. Scheinwerfer tauchen die B�hne in flammend rotes Licht, dann erscheinen auf den f�nf kreisrunden Videobildschirmen Fernsehaufnahmen amerikanischer Prediger, ihre Stimmen steigern sich zum kakophonen L�rm - und Win Butler, seine Ehefrau R�gine Chassagne und ihre acht Bandkollegen betreten die B�hne.
Die Columbiahalle ist berstend voll am Donnerstagabend, was kein Wunder ist: Keine Band schafft es derzeit so, die Indierockgemeinde hinter sich zu vereinen wie das Bandkollektiv Arcade Fire aus Montreal. Zwei Alben haben sie herausgebracht, und wurden von der Kritik prompt und ziemlich geschlossen zu Rettern des Rock erkl�rt.
Im Konzert sieht das dann so aus: In einer langen Reihe stehen die zehn Musiker nebeneinander auf der B�hne, jeder ein Instrument in der Hand. Je n�her die Lieder ihrem H�hepunkt kommen, umso mehr l�st sich die Phalanx auf, schlie�lich wird die B�hne zum Tollhaus. Der Gitarrist klopft auf die auf der B�hne verstreuten Becken und Trommeln, die beiden Geigerinnen br�llen den Refrain mit, R�gine Chassagne tanzt mit ihrem Schellenkranz im Kreis. Win Butler hat seinen Bass auf den Boden geworfen, steht am B�hnenrand und singt emphatisch, mit geschlossenen Augen, zusammen mit dem Publikum. Schicht um Schicht t�rmen sich Geigen, H�rner, Klavier und ein siebenstimmiger Chor immer h�her um eine einfache Gitarren-Bass-Linie, das Schlagzeug h�mmert konstant Sechzehntel. Immer weiter steigern sich kollektive Euphorie und die tiefe Melancholie, mit der Butler, der ehemalige Theologiestudent, den evangelikalen Wahnsinn Amerikas mit einem heiligen Ernst niedersingt, als trage er die Last eines ganzen Landes auf seinen Schultern. Am Ende hat er sein Publikum da, wo es auch die amerikanischen Fernsehprediger haben wollen, in einer kollektiven Ekstase, in der es einem einen Schauer nach dem anderen den R�cken hinunterjagt.
Am besten funktioniert das beim bekanntesten Lied der Band. Die erste Minute in "Rebellion" hat alle Chancen, zum emblematischen Rockriff des Jahrzehnts zu werden. Die Bassdrum klopft monoton Viertel, Win Butler spielt eine einfache Bassline, R�gine Chassagne h�mmert wie besessen einen Dur-Akkord ins Klavier, und Butler hebt zu einem unendlich traurigen Abgesang auf alle Revolutionstr�ume der Jugend an: "Everytime you close your eyes." Und sofort antwortet die gesamte Band zusammen mit dem Publikum: "Lies! Lies!" Als "Rebellion" zu Ende ist, und die Musiker vor der Zugabe die B�hne verlassen haben, singen Teile des Publikums noch unter frenetischem Jubel den Refrain nach. In ihren Augen: pures Gl�ck.
Beitrag geändert von Lotus (14.11.2023 19:30)
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http://www.welt.de/kultur/article134720 … _2007.html
So klingt Arcade Fire, die Rocksensation 2007
Das kanadische Musikerkollektiv Arcade Fire rei�t alle Zuh�rer mit. Sie singen �ber Glauben und Religion und nutzen Kirchenorgel f�r ihre r�den Songs. Beim Konzert in Berlin spielt die Band mit unfassbarer Wucht - und exakt zur Halbzeit kommt ein ganz besonderes Lied.
Man wei� nicht, ob es gut ist, solche F�rsprecher wie Bono von U2 zu haben (). Vor zwei Jahren ging die erste Weltreise von Arcade Fire mit einem gemeinsamen Konzert zu Ende. Bono, der Berufsmessias, und Win Butler, 27-j�hriger Erl�ser einer dekadenten Popkultur. Wahrscheinlich war der g�nnerhafte Auftritt sogar hilfreicher f�r Bono als f�r Butler.
�berhaupt sind unz�hlige Stars inzwischen voll des Lobes f�r das Kollektiv aus Kanada. Von David Bowie bis Chris Martin, dem sie gleich als �beste Band der Popgeschichte� gilt. Das sagt sich leicht dahin, wenn man f�r eine Band wie Coldplay singt. Die ganze T�tschelei hat Arcade Fire allerdings auch nicht geschadet, und das will schon etwas hei�en.
Kirchenorgel und Hallelujah
Es ist f�nf vor zehn am Abend in Berlin, als eine Kirchenorgel, die wie ein gewaltiges Versprechen seit zwei Stunden von der B�hne aufragt, in die Halle dr�hnt. R�gine Chassagne hat sie besetzt, Win Butlers Gattin. Gr�nlich und von unten wird sie ausgeleuchtet, w�hrend sich die Orgelpfeifen blutrot an der Saalwand spiegeln. Butler br�llt den mittlerweile volkst�mlichen Kehrreim: �Working for the church while your life falls apart / Singin� hallelujah with the fear in your heart.�
Der Kirche dienen, wenn das Leben vor einem zerf�llt, mit bangem Herzen fromme Lieder singen - und Win Butler wie ein fleischgewordenes Fragezeichen mittendrin. So ungesund das alles klingt und aussieht: Diese rigorose Religionskritik wirkt ausgesprochen reinigend und tr�stlich.
Butler und Chassagne, studierte Theologen, wissen, was sie tun. Er floh aus Texas, sie kam aus Haiti, und in Montreal begr�ndeten sie Arcade Fire. Die Arkaden waren Spielhallen, die Butler brennen sah, als er ein Kind war. Vor vier Jahren nahmen sie ihr erstes kleines Album auf. Das erste gro�e, �Funeral�, erschien 2004 bei einer famili�ren Plattenfirma und verkaufte sich durch Mund- und MySpace-Propaganda derart pr�chtig, dass das Paar sich eine Immobilie leisten konnte. Eine anglikanische Kapelle auf dem Land, darin entstand das j�ngste Album �Neon Bible�.
"Neon Bible" und seine Vorlage
Hatte �Funeral� sich mit Pers�nlichem befasst, mit Trauung, Tod und Tageskram, ereifert Arcade Fire sich nun �ber h�here Gewalten, denen tief sitzende Sorgen zu verdanken sind. Vom Ich zum Wir, gewisserma�en. �There�s a fear I keep so deep / Knew it�s name since before I could speak / Aaaah aaaaaah!� Bereits im zweiten St�ck des Abends, �Keep The Car Running�, breitet Butler die intimsten �ngste aus.
Dass Arcade Fire sich in ihrer Metaphorik gern in Autos setzen, weist auch auf die Vorlage f�r �Neon Bible� hin. Sie lie�en sich nicht nur vom Innenraum ihrer privaten Kirche inspirieren. In �The Neon Bible�, einer Jugendnovelle des Pulitzer-Preistr�gers John Kennedy Tool, wird ausf�hrlich �ber die S�dstaaten Amerikas w�hrend der Gro�en Depression berichtet und den religi�sen Druck, der sich bevorzugt in Gewalt entlud. Der Dichter selbst setzte sich 1969 in sein Auto und vergaste sich. Win Butler f�hrte seine Band zu Aufnahmen durch Gottesh�user auf der ganzen Welt. Nach Montreal wegen der m�chtigen Orgel und nach Budapest, wo Sinfonieorchester und Soldatenchor hineinpassten.
Die Gastspiele von Arcade Fire werden heute so organisiert, dass �Intervention�, dieser kathedralenartig komponierte Gassenhauer, auch den H�hepunkt ihres Konzerts markiert. Exakt zur Halbzeit. Zur Er�ffnung keuchen Fernsehprediger von runden Videoschirmen, mahnen vor dem Weltgericht zur Eile, und entsprechend ungehalten poltern Arcade Fire mit �Black Mirror� los.
Die unfassbare Wucht der Songs
Die Videoschirme �bertragen auch die niemals nebens�chlichen Details: die Megaphone, durch die Butler dringende Botschaften zu bellen pflegt. Die Drehleier in den robusten Armen von R�gine Chassagne. Die Bibeln aus gebogenen Neonr�hren. Oder den enthemmten Schlagwerker, der seine St�cke solange auf einen Schutzhelm pr�gelt, bis er nur noch Splitter in den H�nden h�lt und �chzt.
So ist es weniger der jeweilige Song, der einen durch seine Struktur umhaut, sondern die unfassbare Wucht. Die Unerbittlichkeit, das Fieber und der Nachdruck. Man muss das erst wieder m�gen lernen, dieses �bertrieben aufgetragene Pathos, das Bem�hte und Barocke. Manche denken an Bruce Springsteen, andere an Nick Cave, und alle freuen sich, der Ironie in der Columbiahalle von Berlin f�r einen Abend zu entsagen und Win Butler anzubeten.
Denn normalerweise schreit niemand seine Neurosen Tausenden von Leuten ins Gesicht und f�hrt sich wie ein Pilger auf, der seinen Stab auf halbem Weg verschluckt hat. Um ihn sind neun emsige Gehilfen, die mit aller Inbrunst geigen, blasen, h�mmern, jauchzen. Rockmusik, da hat Win Butler v�llig Recht, ersetzt, wenn sie das gro�e Rad dreht, alle religi�sen Rituale. Arcade Fire zelebrieren Austreibung und Andacht. �In an age that calls darkness light�, wie Butler bebt: Wenn man das Dunkel Licht nennt, wird es auch nicht heller.
So ist die Rocksensation des Herbstes 2007
So ein Trupp aus agnostischen Wanderpredigern und kauzigen Shantys�ngern, eine altmodisch dahin rumpelnde Bandfamilie soll die Sensation der Rockmusik im Herbst 2007 sein? Das hat mit Arcade Fire selbst so viel zu tun wie mit 2007. Mit grassierenden Bartmoden und Graswurzelbewegungen. Im Schutz der Kirchenorgel singt Win Butler allen aus dem Herzen: �Don�t wanna fight, don�t wanna die / Just wanna hear you cry.� Lieber der Klage lauschen, als zu k�mpfen.
Vielleicht ist es aber auch profaner. Wenn nicht mehr nur die Musik kopiert wird, sondern sich Gitarrenbands industriell vervielf�ltigen lassen, ist jedes Alleinstellungsmerkmal von unsch�tzbarem Wettbewerbsvorteil. Ein Original, das Orgelpfeifen durch die Gegend wuchtet und Musik macht, als hinge das Leben aller davon ab. Man muss nicht Bono sein, um eine solche Band ausdr�cklich zu begr��en.
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http://www.morgenpost.de/content/2007/1 … 31107.html
Arcade Fire retten die Rockmusik
Es gibt Momente, da ist die Sprache so hilflos, um den Sound einer Nacht einzufangen. Man sehnt sich danach an ihrer Stelle Glockenklingeln, eine Gitarrenwand oder Orgeldonnern zwischen die Zeilen zu schieben, sie mit wiegenden H�ften und Luftspr�ngen durchzur�tteln, um sie ersch�pft l�chelnd in traumlosen Schlaf zu schicken. Man sehnt sich danach, der Musik gerecht zu werden.
Arcade Fire spielten in der Berliner Columbiahalle. Auf diesen Abend haben alle gewartet. Die Indie-Kids, die ergrauten Rockcowboys, die Germanistikstudentinnen und der ganze Rest. Die Columbiahalle ist ausverkauft. Arcade Fire aus Montreal ist die vielleicht beste neue Band der letzten Jahre. Eine Band, mit ganz eigenem Sound. Es ist w�tender Indie-Rock, der nach den Sternen greift und den Himmel herausfordert: Hafenmusik, Trauerm�rsche, Balkanpop und Pathosregen. Es geht um apokalyptische Visionen und reale Bedrohungen. Arcade Fire machen Musik f�r all jene, denen die Nachrichten eine Heidenangst einjagen.
2004 ver�ffentlichte die siebenk�pfige Gruppe aus Kanada ihr Deb�t "Funeral" auf einem winzigen Label. Das zweite Album "Neon Bible" erschien diesen M�rz und klang noch trunkener, noch pomp�ser, noch wahnsinniger. Doch wer diese Band begreifen will, muss sie live erleben. Das Licht geht aus, der Saal pfeift und jubelt sich warm. Die B�hne wird von f�nf kreisrunden Minileinw�nden ges�umt, von Leuchtst�ben, die Orgel prangt als Herzst�ck im Hintergrund vor rotem Samtvorhang. Ein Paradies f�r Gaukler. Win Butler, der Kopf der Combo, und seine Frau R�gine Cassagne erscheinen mit siebenk�pfiger Band unter Ekstasegeschrei. Schon der erste Song ist ein vertonter Albtraum: "Black Mirror". Dazu stampft die Band mit dem Fu� wild im Takt, die zwei wunderh�bschen Geigerinnen sch�tteln ihre Wallem�hnen. Die Bandmitglieder wechseln st�ndig ihre Instrumente, schlagen Motorradhelme kaputt, man benutzt Megaphon. Publikumsansagen gibt es so gut wie keine, doch das Berliner Publikum muss nicht umgarnt werden. Es brennt f�r diese Band.
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Lotus schrieb:
setlist, berlin columbiahalle, 08.11.07
Black Mirror
Keep The Car Running
Neighbourhood #2 (Laika)
No Cars Co
Haiti
Black Wave/ Bad Vibrations
In The Backseat
Neon Bible
Age of Consent
(Antichrist Television Blues)
The Well And The Lighthouse
Neighbourhood #1 (Tunnels)
Intervention
Neighbourhood #3 (Power Out)
Rebellion (Lies)
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Surf City Eastern Bloc
Wake Up
Sch�ne Setlist! Laika und Black Wave... h�tte ich in K�ln auch gern geh�rt, aber das war auch das einzige Manko.
Beitrag geändert von TwistedKite (17.11.2023 18:17)
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